Juden und Christen feiern in Bonn gemeinsam Chanukka: „Für den Frieden mit allen Menschen und für die Hoffnung"

Unter dem Eindruck des Kriegs in Israel und Gaza begehen Jüdinnen und Juden auch in Bonn das achttägige Lichterfest Chanukka. Als Zeichen der Solidarität hat Oberbürgermeisterin Katja Dörner am Donnerstag, 7. Dezember 2023, mit der Vorsitzenden der Bonner Synagogengemeinde Dr. Margaret Traub und Vertretern der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) in Bonn die erste Kerze am Chanukka-Leuchter vor dem Alten Rathaus entzündet. Bewegend, festlich und doch auch fröhlich.

Gemeinsam Chanukka feiern und jüdisches Leben stärken: Viele waren gekommen, sogar ohne dass vorab groß eingeladen worden war (Foto: Meike Böschemeyer)

Wie jedes Jahr hatte die Christlich-Jüdische Gesellschaft zur Feier auf dem Marktplatz eingeladen. Und viele, viele waren gekommen. Erstmals wurden dabei Krapfen, ein traditionelles Chanukka-Gebäck, an die Mitfeiernden und Passanten verteilt. Von der GCJZ unter anderem Dr. Elmar Struck für die katholische Kirche und Pfarrer Joachim Gerhardt für die evangelische Kirche. Georg Brinkmann begleitete die Veranstaltung wunderbar musikalisch.

Chanukka wird in diesem Jahr vom Abend des 7. Dezember bis zum Abend des 15. Dezember gefeiert. Jüdinnen und Juden gedenken dabei der Wiedereinweihung des zweiten Jerusalemer Tempels 164 v. Chr. und des Endes der damaligen Unterdrückung durch die Griechen.

Chanukka vor dem Alten Rathaus in Bonn: Ricky Kaminsky (v.l.), Dr. Elmar Struck, OB Katja Dörner, Pfarrer Joachim Gerhardt und Dr. Margaret Traub (Foto: Stadt Bonn)

„Ein fröhliches Fest überschattet von Krieg und Terror“

„Chanukka ist ein fröhliches Fest“, betonte Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Doch es ist überschattet von dem Schock des Terrors und des Krieges.“ Die Oberbürgermeisterin sprach den Wunsch aus, dass Chanukka jüdischen Menschen in Bonn ein Lichtblick und ein Zeichen der Zuversicht sein möge. Margaret Traub sagte, „dass wir es uns trotz aller Ressentiments nicht nehmen lassen, jüdisches Leben in der Öffentlichkeit sichtbar und erlebbar zu machen und damit dem Antisemitismus etwas entgegenzusetzen“.

Gleich brennt die erste Kerze im Teamwork mit OB Katja Dörner und Pfarrer Joachim Gerhardt (Foto: Meike Böschemeyer)

„Jüdisches Leben in die Mitte unserer Stadtgesellschaft zu holen, da wo es hingehört.“

Für den Vorstand der GCJZ erklärte Pfarrer Joachim Gerhardt: „Lichter auf einem großen Chanukka-Leuchter vor dem Alten Rathaus zu entzünden ist inzwischen eine gute Tradition in Bonn. Diese Aktion soll Mut machen, jüdisches Leben in die Mitte unserer Stadtgesellschaft zu holen, da wo es hingehört. Das ist wichtiger denn je in Zeiten, in denen viele Jüdinnen und Juden Sorge und Angst haben, ihre Religion öffentlich zu leben. Die beiden Lichter- und Hoffnungsfeste Chanukka und Advent stehen zugleich dafür, wie eng Christen- und Judentum nicht nur zeitlich miteinander verbunden sind, sondern auch mit dem Zeichen des Kerzenscheins als Zeichen der Hoffnung, für den Frieden mit allen Menschen und für das Leben.“

Klezmer mit Georg Brinkmann: Himmel und Erde verbinden sich musikalisch und viele singen mit (Foto: Uwe Grieser)

Hintergrund Chanukka

An jedem Tag der Chanukka-Zeit wird eine weitere Kerze des achtarmigen Leuchters entzündet. Dieser hat in der Regel neun Kerzen(-halter), wobei die neunte Kerze als „Diener“ zum Anzünden der anderen acht dient. Abends versammeln sich jüdische Familien mit Freunden, und die Kinder bekommen Geschenke und Süßigkeiten. Nach dem Anzünden der Lichter werden fröhliche Lieder gesungen. Ursprünglich wurden die Lichter nur in den Häusern angezündet, später in den Synagogen und heutzutage immer öfter auch auf öffentlichen Plätzen.

(07.12.2023 / ger)

 

 

  • 7.12.2023
  • Red
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